Unsere Fahrzeuge sind die Basis unserer Arbeit

Unser erstes Einsatzfahrzeug: Land Cruiser J7

Zunächst überlegten wir welches Fahrzeug es werden sollte. Es muss den Transport von fünf Personen mit Gepäck sowie der Ausrüstung ermöglichen, es soll geländegängig sein, aber nicht zu attraktiv für Diebe. Es sollte ein Modell werden für das es in Uganda problemlos Ersatzteile gibt und es sollte möglichst wenig Elektronik an Bord haben, die dort niemand fachkundig reparieren kann. Das waren schon eine Menge Anforderungen. Da blieben nur noch wenige Modelle übrig. Der Land Rover Defender, der Toyota Land Cruiser J7 und J8, der Mercedes „G-Type“ und der Nissan Patrol GR standen zur Auswahl. Wir entschlossen uns zugunsten einer besseren Geländefähigkeit, auf das in Uganda sehr verbreitete Automatikgetriebe, nach Möglichkeit zu verzichten. Das grenzte das Angebot allerding extrem ein. Von dem Gedanken, dass wir ein Fahrzeug in Weiß erwerben können, wie wir es uns eigentlich vorgestellt haben, mussten wir schnell abrücken. Auch ein Mercedes „G“ war überhaupt nicht als Gebrauchtfahrzeug zu bekommen. Fast alle Land Cruiser waren Automatikmodelle mit Reparaturstau. Die Defender gibt es  ja glücklicherweise  nur mit Schaltgetriebe, aber sie sind entweder extrem kaputt oder extrem teuer. Einen brauchbaren Patrol GR fanden wir auch nicht. Wir stellten fest, dass ungewöhnlich viele Fahrzeuge sehr schlechte Motoren hatten, was auf mangelnde Wartung und auf den allgegenwärtigen, roten Sandstaub zurück zu führen ist.

Nach unzähligen Fahrzeugbesichtigungen, fanden wir schließlich einen viertürigen Land Cruiser J7 mit wenigen Kilometern in sehr gutem Zustand. Der einzige Hacken war die kleine 2,5Liter Dieselmaschine und das Automatikgetriebe. Er war aus erster Hand und hatte vollständige Papiere, was in Uganda nicht selbstverständlich ist.

Wir überlegten welche Ausrüstung unabdingbar ist und kamen zu dem Schluss, dass wir eine kräftige Seilwinde, so viel Licht wie möglich, Bullfänger und einen stabilen Dachgepäckträger mit Dachleiter brauchen. Entgegen unserer Erwartung war es kein Problem diese Dinge und einen LED Blaulichtbalken mit Sirene  und Straßenräumer zu bekommen. Reflexfolien und Klebeschriften mussten wir dann aber doch aus Deutschland mitbringen. Nachdem alle diese Teile gefunden und montiert waren, sah der Wagen schon ganz anders aus. Da wir noch über keine eigene Station verfügten, nahmen wir das Angebot einer freien Garage bei einer Freundin an, die uns schon viel beim Suchen und montieren der Anbauteile geholfen hatte. In der Praxis stellte sich dann  aber schnell heraus, dass abseits der Straßen weder das Automatikgetriebe noch die Normalbereifung zu gebrauchen waren. Eine Umrüstung auf eine gebrauchte 3,0 Litermaschiene mit Schaltgetriebe war unumgänglich.  Eine Ausrüstung mit größeren Federwegen und Geländebereifung stand ebenfalls an. Im hinteren Bereich des Fahrzeugs musste die dritte Sitzreihe einem fest verbauten Regalsystem zur Aufnahme der Ausrüstung und der Medizintechnik weichen. Ein Seitenfach mit umklappbarer Rücksitzlehne ermöglicht bei Bedarf die Aufnahme einer Krankentrage. Im Innenraum verbauten wir eine Bedieneinheit für die Sondersignalanlage und ein Mikrofon, Zusatzsteckdosen, Kartenleselampen und Halter für Navigation und Telefoneinbauten. Weiterhin erhielt der Wagen Halterungen mit Akkuarbeitsleuchten, Feuerlöschern und Klappspaten, die von den Sitzplätzen aus zugänglich sind.

An Medizintechnik bestückten wir ihn mit einem ausklappbaren, beleuchtbaren Arbeitstisch, einer faltbaren Krankentrage, einem Sauerstoffgerät, einem Corpuls 08/16 EKG Defibrillator, Vakuumschienen, einem Spineboard, einem großen Notfallrucksack, einer großen Ampullariumtasche, einer Absaugeinheit, einem Medikamentenrucksack , einem KED System, einem Verbandskoffer, einer Stiffnektasche, einer Sam Splint Tasche, einem Generator , einer Kabeltrommel und Infektionsschutztasche sowie mit Schaufel, Spaten, Brechstange, Stahlseil, Säge und einem großen Werkzeugkasten sowie mit Reservekanistern für Generatoren und Fahrzeug. Nach all diesen Maßnahmen war das Fahrzeug ein richtiges Einsatzfahrzeug geworden, aber auch rund 450Kg schwerer. In  der Praxis finden sich immer wieder Kleinigkeiten, die man verbessern könnte. Ein Aludachkoffer mit Blechschere und hydraulischem Spreizersystem ist in Planung.

Unser erster Rettungswagen

Geeignete Fahrzeuge für den Rettungsdienst und die Notfallrettung in Uganda zu finden, ist nicht so leicht, wie man zunächst annehmen möchte. Bei allen Lösungen mit Importfahrzeugen aus Europa oder den USA ergibt sich zunächst das Problem, dass sich das Lenkrad auf der “falschen” Seite befindet, was das Bewegen des Fahrzeugs unter Einsatzbedingungen deutlich erschwert und so das Unfallrisiko erhöht. So empfiehlt es sich, einen Import nur dann in Betracht zu ziehen, wenn das Fahrzeug lokal nicht zu bekommen ist. Ein gutes Beispiel  für ein solches Fahrzeug ist der Mercedes Vito 115CDI 4x4 aus dem Baujahr 2010 /2011. Dieses Fahrzeug mit Ambulanzausbau und Allradantrieb ist in Ostafrika nicht zu bekommen. Desinfizierbare Innenausbauten mit Fahrtragenaufnahmen oder Tragetischen sind sehr schwer bis überhaupt nicht zu bekommen.

Beim Kauf von gebrauchten Rettungsfahrzeugen auf den bekannten Internethandelsplattformen in Deutschland sollte man zunächst nach Fahrzeugen in gutem Wartungszustand von kommunalen Rettungsdiensten und Feuerwehren Ausschau halten. Fahrzeuge von privaten Rettungsdiensten oder Krankentransporteuren haben meist die zu erwartende Lebensdauer der mechanischen Aggregate erreicht und kommen für eine weitere mehrjährige Nutzung im Rettungsdienst nicht in Betracht. Wegen der höheren Betriebskosten sind Allrad getriebene Modelle eher selten zu finden. Gute Pflegezustände und interessante Laufleistungen findet man meist nur bei Reservefahrzeugen der Berufsfeuerwehren, Betriebsfeuerwehren größerer Betriebe und bei Katastrophenschutzvorhaltungen der Bundesländer oder zum Beispiel bei den Tunnelfeuerwehren der großen Straßentunnelbetreiber.

So fand ich nach längerem Stöbern auf mobile.de einen Mercedes Vito 115cdi 4x4 Krankenwagen einer französischen Privatklinik nahe Basel. Sorgfältig gepflegt mit Wartungsnachweisen und einem akzeptablen Kilometerstand. Er war nach den Wünschen der Klinik ausgebaut worden und hatte eine Menge Sondereinbauten, wie eine doppelte Klimaanlage, 230Volt Konverter, diverse Steckdosen für 12 und 230 Volt sowie eine zweite Schiebetüre mit Staufach für Bergungsgerätschaften. Er wurde komplett mit Stryker Fahrtrage verkauft und hatte eine große Freifläche neben der Tragenaufnahme. Dies erschien mir die ideale Basis für unser geplantes Notarztwagenprojekt. Zunaechst erhielt der Wagen eine Fahrwerkshöherlegung um 5cm und AllTerrain Bereifung mit höherem Querschnitt. In Deutschland nicht zulässig, in Uganda aber sehr hilfreich! Die um 8 cm größere Bodenfreiheit in Kombination mit den grobstolligen größeren Reifen verleiht dem Wagen dank des Allradantriebs eine erstaunliche Geländefähigkeit! Der 2,2 Liter Dieselmotor mit Turbolder lässt den Wagen fast sportlich wirken, bringt aber auch genug Leistung für starke Steigungen und weiche Untergründe.

Die vorhandene LED Lichtbalkenanlage von Wheelen mit Xenon-Heckblaulicht und die Straßenräumer sowie die Sirenenanlage blieben unverändert. Außenbeleuchtung werden wir nach Bedarf anpassen. Für den Betrieb  auf ugandischen Straßen ist eine stabile Bullbar mit LED Zusatzscheinwerfern unerlässlich, wenn man nicht alle zwei Wochen einen neuen Stoßfänger kaufen möchte. Das mehr an Licht ist eine große Hilfe, da es in Uganda keine Straßenbeleuchtung gibt. Die für Kilimanjaro Doctors typische weiß-gelbe Reflexbeklebung mit blauen Star of Life verleiht dem Wagen Wiedererkennungwert. Den ehemaligen KTW zum Notarztwagen aufzurüsten bedurfte erheblicher Veränderungen. Er erhielt einen kleinen Arbeitstisch mit darunter liegenden Materialfächern und Edelstahlarbeitsfläche. Die Freifläche neben der Trage erhielt einen Schrank mit Fächern und Medikamentenschubladen bis zur Fahrzeugdecke. Auf der Innenseite der Fahrzeugdecke wurden Halter zur Aufnahme von zwei 12 Kanal- EKG-Defibrillatoren und einem Beatmungsgerät angebracht. Die Einbaufächer auf der linken Fahrzeugseite mit Stromzugang, rüsteten wir mit zwei Spritzenpumpen aus. Desweiteren erhielten eine Accuvac Absaugeeinheit, einen Notfallrucksack, eine Sauerstofftasche und ein Ampullarium erhieten ihren Platz. Ein Lucas Reanimationssystem, Bergewekzeug, Hebekissen und Kompressor,  Vakuummatratze, Schaufeltrage und Feuerlöscher wurden in das Seitenfach hinter der zweiten Schiebetüre verlastet. Ein KED Schienungssystem wurde hinter dem linken Seitenschrank befestigt. Ein kleiner Koffer unter dem Arbeitstisch beinhaltet ein Mikroskop und Schnelltests für verschiedene Viren und Bakterien. In einem Fach unter dem Beifahrersitz wurden drei Infektionschutzkits  ffür das Personal verlastet. Der Wagen verfügt über zwei Sauerstoffflaschen und ein Weinmann Inhalationsmodul, es kann zusätzlich ein Oxylog 2000 angeschlossen werden. Desweiteren sind ein biphasischer Corpuls 08/16 und ein Zoll M, beide mit Vollausstattung, an Bord. LED Handscheinwerfer auf beiden Türinnenseiten runden die Ausstattung ab.

Das Fahrzeug erhielt weiterhin ein Navigationstablet mit SIM Karte, ein Betriebsfunkgerät, zwei Handyhalter, einen GPS Sender und eine GOPRO Lifecam. Das Fahrzeug hat rund 250 verschiedene Medikamente an Bord.

Rettungswagen zur Nilüberquerung

Unser neuer Rettungswagen kam mit dem Container über Kenia auf dem Landweg nach Kampala. Wir haben ihn umgebaut, sodass er an flachen Stellen auch durch den Nil fahren kann, da die nächsten Brücken teilweise  einen Umweg von bis zu einem Tag entfernt sind. Der nächste Rettungswagen ist bereits auf dem Weg vom Hamburger Hafen nach Ostafrika. Die Flotte wächst.